Return to play -Algorithmus
Der „Return to Play“-Algorithmus besteht aus einer Testreihe in fünf Phasen, die die vollständige Funktionsfähigkeit des betroffenen Gelenks und die muskuläre Stabilität überprüft. Jede Phase ist darauf ausgelegt, eine ganzheitliche Analyse der körperlichen Voraussetzungen durchzuführen, bevor Sie wieder ins Training oder den Wettkampf einsteigen. Das Ziel: Maximale Sicherheit und Nachhaltigkeit.
Phase 1: Mobilität, Muskelansteuerung (EMG) & Schwellungskontrolle
Die erste Phase des Return to Play-Algorithmus bildet die Grundlage für den weiteren Rehabilitationsverlauf. Ziel ist es, die funktionellen Basisvoraussetzungen nach einer Verletzung oder Operation wiederherzustellen.
Inhalte dieser Phase:
- Gelenkmobilität:
Überprüfung der Beweglichkeit im betroffenen Gelenk (z. B. Knie, Hüfte oder Sprunggelenk). Einschränkungen können auf Vernarbungen, Gelenkverklebungen oder unzureichende Geweberegeneration hinweisen. - Muskelansteuerung mittels EMG:
Mittels Oberflächen-EMG (Elektromyografie) wird sichtbar gemacht, ob und wie gut relevante Muskeln aktiviert werden – z. B. der Quadrizeps nach einer Kreuzband-OP oder die Glutealmuskulatur nach einer Hüft-OP. So erkennen wir frühzeitig Inaktivität, fehlerhafte Muster oder muskuläre Abschaltungen. - Schwellungskontrolle:
Eine anhaltende oder erneut auftretende Schwellung (postoperative Ödeme) kann ein Warnzeichen für Überlastung, Entzündung oder verzögerte Heilung sein. Die Kontrolle der Weichteilsituation ist daher ein fester Bestandteil dieser Phase.
Ziel von Phase 1:
Erst wenn ausreichende Beweglichkeit, gezielte Muskelansprache und eine weitgehend schwellungsfreie Gelenksituation erreicht sind, kann sicher in die belastungsorientierten Phasen 2–5 übergegangen werden.
Phase 2: Single Leg Balance, Y-Balance & Isometrischer Krafttest
In Phase 2 wird die Belastbarkeit weiter gesteigert – der Fokus liegt jetzt auf einbeiniger Stabilität, symmetrischer Muskelkraft und posturaler Kontrolle. Ziel ist es, die funktionellen Fähigkeiten zu überprüfen, die notwendig sind, um auf einem Bein sicher zu stehen, sich zu stabilisieren und Kräfte kontrolliert aufzunehmen.
Inhalte dieser Phase:
- Single Leg Balance (Einbeinstand-Test):
Hier wird die statische Standstabilität auf dem betroffenen Bein überprüft. Das hilft, Gleichgewichtsdefizite zu erkennen, die häufig nach Knie- oder Sprunggelenksverletzungen auftreten. - Y-Balance-Test:
Der Y-Balance-Test ist ein dynamischer Funktionstest zur Beurteilung der posturalen Stabilität, Bewegungskontrolle und Beinachsenführung. Er ist besonders relevant nach Kreuzbandrissen, Meniskusverletzungen, Sprunggelenksdistorsionen oder Hüftoperationen. - Isometrischer Krafttest:
Die Muskelkraft der unteren Extremität wird in dieser Phase erstmals quantifiziert – beidseitig und vergleichend. So erkennen wir Seitenunterschiede und muskuläre Defizite, die das Verletzungsrisiko beim weiteren Training oder beim Return to Sport deutlich erhöhen können.
Ziel von Phase 2:
Nachweis einer ausreichenden einbeinigen Stabilität, einer kontrollierten Bewegungsausführung und symmetrischer Muskelkraftverhältnisse. Erst wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, kann in die dynamischen Phasen 3 bis 5 übergeleitet werden.
Phase 3: Counter Movement Jump, Single Leg Jump & isometrische Kraft – Fortschrittsbewertung
In der dritten Phase wird die dynamische Belastbarkeit des betroffenen Beins getestet. Dabei stehen Sprungkraft, Explosivkraft und der Seitenvergleich der Kraftwerte im Vordergrund. Diese Phase dient auch dazu, den individuellen Rehabilitationsfortschritt im Vergleich zu Phase 2 objektiv zu bewerten.
Inhalte dieser Phase:
- Counter Movement Jump (CMJ):
Der klassische beidbeinige Vertikalsprung wird genutzt, um die Explosivkraft der unteren Extremitäten zu analysieren. Gemessen werden dabei Sprunghöhe, Kraftentwicklung und Symmetrie zwischen rechts und links. - Single Leg Jump (Einbeiniger Sprungtest):
Jetzt wird die Sprungleistung auf dem operierten oder verletzten Bein isoliert getestet. Der Vergleich zur gesunden Seite zeigt, ob bereits eine funktionelle Symmetrie besteht – ein wichtiger Indikator für die Belastbarkeit im Alltag und Sport. - Isometrischer Krafttest – Re-Test:
Die isometrische Kraftmessung wird erneut durchgeführt, um den Kraftzuwachs im Vergleich zu Phase 2 zu dokumentieren. So kann der Fortschritt im Muskelaufbau objektiv beurteilt und die Trainingsplanung gezielt angepasst werden.
Ziel von Phase 3:
Nachweis von ausreichender Sprungkraft, seitengleicher Belastbarkeit und Kraftzuwachs im Vergleich zur vorherigen Testphase. Diese Ergebnisse sind entscheidend für die Freigabe zu komplexeren Bewegungsmustern und sportartspezifischen Anforderungen in Phase 4.
Phase 4: Drop Jump, Hop Jump, Hop and Return & isometrische Kraftkontrolle
In Phase 4 wird die Belastung deutlich gesteigert: Jetzt geht es um reaktive Sprungfähigkeit, schnelle Richtungswechsel und die Fähigkeit, hohe Kräfte dynamisch zu kontrollieren. Diese Phase simuliert erstmals komplexe Belastungen, wie sie im Sport regelmäßig vorkommen – etwa beim Landen, Abstoppen oder Drehen.
Inhalte dieser Phase:
- Drop Jump (Reaktivsprung):
Beim Drop Jump springt die Testperson von einer festen Höhe (z. B. 30 cm) nach unten und sofort wieder explosiv nach oben. Dieser Test misst die reaktive Kraftentwicklung, die Sprungdynamik sowie die Fähigkeit zur schnellen Kraftaufnahme und -abgabe. - Hop Jump (Einbeiniger Weitsprung):
Der Hop Jump auf einem Bein testet Explosivkraft, Landekontrolle und Stabilität. Er gibt Aufschluss über die Belastbarkeit des verletzten Beins bei sportartspezifischen Bewegungsanforderungen. - Hop and Return:
In diesem Test wird nicht nur nach vorne, sondern auch gezielt zurück in die Ausgangsposition gesprungen – eine echte Herausforderung für die Rumpfstabilität, Propriozeption und Reaktionsschnelligkeit. Besonders relevant nach Kreuzbandrekonstruktionen, Sprunggelenksverletzungen und bei Stop-and-Go-Sportarten (z. B. Fußball, Handball, Tennis). - Isometrischer Krafttest – erneute Kontrolle:
Auch in dieser Phase erfolgt erneut eine Kraftmessung der betroffenen Muskelgruppen, um den individuellen Fortschritt seit Phase 3 zu dokumentieren und mögliche Defizite vor Eintritt in die Abschlussphase zu erkennen.
Ziel von Phase 4:
Nachweis, dass die Muskulatur in der Lage ist, reaktive Belastungen sicher zu kontrollieren, schnelle Bewegungswechsel durchzuführen und dabei stabil und symmetrisch zu arbeiten. Dies ist Voraussetzung für den Übergang zur finalen Phase und für sportartspezifische Belastungstests.
Phase 5: Single Leg Jump, Single Leg Drop Jump & abschließender isometrischer Krafttest
Die fünfte und letzte Phase des Return to Play-Algorithmus ist die sportartspezifische Belastungsprüfung unter Maximalanforderungen. Sie liefert die finale Entscheidungshilfe, ob eine Rückkehr ins Training oder in den Wettkampf medizinisch verantwortbar ist.
Inhalte dieser Phase:
- Single Leg Jump (einbeiniger Weitsprung):
Der einbeinige Sprung auf maximale Distanz testet die Explosivkraft, Stabilität und Koordination auf dem betroffenen Bein. Hierbei werden Landekontrolle und Seitendifferenzen genau analysiert – entscheidend für viele Sportarten mit hoher einbeiniger Belastung wie Fußball, Basketball oder Leichtathletik. - Single Leg Drop Jump (reaktiver Einbein-Sprung):
Hierbei springt die Testperson einbeinig von einer erhöhten Position ab und führt sofort einen explosiven Reaktivsprung aus. Dieser Test misst die reaktive Schnellkraft, Muskelkontrolle beim Landen und die Fähigkeit, Hochrisiko-Bewegungen wie schnelle Richtungswechsel oder abrupte Stops sicher auszuführen. - Abschließender isometrischer Krafttest:
Zum Abschluss wird die Muskelkraft beider Beine nochmals isometrisch gemessen, um den gesamten Fortschritt über alle Phasen hinweg zu dokumentieren. Die Ergebnisse fließen in die Entscheidung über die Freigabe zur vollständigen sportlichen Belastung ein.
Ziel von Phase 5:
Nachweis, dass das betroffene Bein dynamisch, einbeinig und reaktiv belastbar ist, die Kraftverhältnisse ausgeglichen sind und keine funktionellen Defizite mehr vorliegen. Nur bei erfolgreichem Abschluss aller Tests erfolgt die medizinische Freigabe für das Return to Sport.
Der „Return to Play“-Algorithmus wird nach sportbedingten Verletzungen oder Operationen angewendet, um die vollständige Heilung und die Funktionsfähigkeit des betroffenen Körperteils zu überprüfen. Besonders nach Knieoperationen (z. B. Kreuzbandriss oder Meniskusoperation), Sprunggelenksverletzungen (z. B. Bänderriss oder Umknicken) oder Hüftoperationen (z. B. Hüftarthroskopie oder Hüftprothese) kann der Algorithmus dabei helfen, den richtigen Zeitpunkt für den Wiedereinstieg in den Sport zu bestimmen.
Typische Diagnosen nach Operationen oder Verletzungen:
- Kreuzbandriss / Kreuzbandrekonstruktion
- Meniskusverletzungen
- Sprunggelenksfrakturen / Bänderrisse
- Achillessehnenverletzungen
- Hüftarthroskopien / Hüftprothesenoperationen
- Frakturen und Verstauchungen der unteren Extremitäten
- Sportbedingte Verletzungen wie Bänderdehnungen oder Zerrungen
Die Rückkehr zum Sport nach einer Verletzung muss gut geplant und getestet werden, um das Risiko einer Wiederverletzung zu minimieren. Mit diesem wissenschaftlich fundierten Algorithmus gewährleisten wir, dass Sie nicht nur die physiologischen Kriterien erfüllen, sondern auch sicher und stabil in den Sport zurückkehren.
- Maximale Sicherheit: Verhindern Sie eine erneute Verletzung durch objektive Testung.
- Gezielte Trainingssteuerung: Bestimmen Sie die nächste Trainingsphase basierend auf realen Testwerten.
- Ganzheitlicher Ansatz: Einbeziehung von Mobilität, Muskelkraft, Stabilität und Koordination.
- Vertrauen durch Messbarkeit: Jede Phase wird präzise gemessen und dokumentiert.